Warchalowski WT 25 B

Mein erster Traktor ist schon in Rente

Weil er jedoch mein Wappentier (auf dem Firmenlogo) und auch sonst technisch interessant ist, bleibt seine Internetseite erhalten.

Nein, er ist kein Pole! Schon seit 1858 betrieb Jakob Warchalowski in Wien eine Maschinenfabrik. Ab 1956 wurden die nach dem Krieg neu entwickelten Stationärmotoren in Leichtbauweise serienmäßig in Traktoren von 14 – 50 PS verbaut. Charakteristisch ist die Bauweise als V-Motor, den es sogar mit 3 und 4 Zylindern gab. Die Warchalowski-Motoren gingen auf einen Entwurf des Grazer Professors Hans List zurück und galten nach Behebung von Kühlproblemen als außerordentlich wirtschaftlich und zuverlässig.

Starten Sie doch mal den Motor!

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warchalowski wt25b

Nur wenige Warchalowski-Traktoren fanden den Weg nach Deutschland. Ein Grund könnte gewesen sein, dass Traktoren in Deutschland damals maximal 20 km/h schnell sein durften. Die österreichische Typisierung weist ihn mit 28 km/h aus. Nimmt man ihm Geschwindigkeit über die Drehzahl, läuft er untertourig und verkokt.

Meinen WT 25 B fand ich im Schaufenster eines aufgelösten Autohauses gleich hinter der Grenze. Der formschöne Traktor stach mir sofort ins Auge und man wurde sich bald handelseinig. Leider war er, was sich erst später herausstellte, technisch nur repariert, nicht restauriert. Und das oft nicht fachgerecht. In den ersten 5 Jahren in der Vermietung ereilten ihn 3 Motorschäden, was auch mit auf die speziellen Bedienungsanforderungen zurückzuführen ist. Er muss ständig auf Drehzahl gehalten werden, sonst wird er zu heiß und verkokt.

Außerdem muss er sehr exakt mit doppeltem Kuppeln und Zwischengas geschaltet werden, was auch geübten Oldtimerfahrern einiges abverlangt. Da ich ihm das nicht mehr antun möchte, ist er nicht mehr in der Vermietung, steht mir aber sehr zuverlässig zu Diensten.

Die technischen Daten des Warchalowski WT 25 B:mot1

Motor: Luftgekühlter 2-Zylinder-4-Takt-V-Dieselmotor vom Typ D 22 S, 23 DIN-PS bei 2700 U/min mit 1200 ccm

Getriebe: ZF A 205

Höchstgeschwindigkeit: 28 km/h

Leergewicht: 1220 kg

Gebaute Stückzahl: ca. 750

Gebaut 1964 in Wien, Erstzulassung 1965 in Matrei in Osttirol. Dort im Einsatz bis 1984.

5 Sitzplätze für max. 3 Erwachsene und 2 Kinder bis zu 350 kg

So fährt man den Warchalowski WT 25 B

Dieser Traktor muss in kaltem Zustand vorgeglüht werden. Und zwar solange, bis die Glühwendel im Glühüberwacher ca. 30 Sekunden lang hell geleuchtet hat. Dann wird der Motor per elektrischem Anlasser und voll durchgetretenem Gaspedal gestartet.

Auch wenn es sich danach anhört: Er stirbt nicht ab, sondern läuft auch kalt stabil im sehr niedrigen Leerlauf.

Den warmen Motor muss man nicht vorglühen.

warchalowski armaturen

Schalten und walten

Die Schaltung erfolgt über zwei Schalthebel, einen Gruppenwähler (rechts) und einen Gangwähler (links). Mit dem Gruppenwähler schaltet man die langsame Gelände- (I), die schnelle Strassen- (II) oder die Rückwärtsgruppe (R) ein. Für Straßenfahrt benötigt man nur die Gruppen II und R.

Zum Lösen der Handbremse tritt man fest auf das Bremspedal während man den Knopf am Handbremshebel drückt.

Man fährt in Gruppe II im 2. Gang an und beschleunigt je nach Gelände bis auf 5 bis 8 km/h, schaltet dann in den 3. und dann in den 4. Gang.

Da das Getriebe nicht synchronisiert ist, muss man beim Hochschalten doppelt kuppeln, beim Runterschalten mit Zwischengas schalten. Die genauen Hinweise dazu gibt es hier.

Im 4. Gang sollte man mindestens 17 km/h fahren, damit der Motor seine mittlere Drehzahl erreicht. Steilere Anstiege sollte man im 3. Gang bei 12 – 13 km/h bewältigen.

Bergab muss stets ein Gang eingelegt sein, damit der Motor mitbremst. Über 25 km/h (im 4. Gang) muss man zusätzlich mit der Fußbremse mitbremsen, damit der Motor nicht überdreht wird.

Zum Rückwärtsfahren nimmt man den 2. oder 3. Gang in der Gruppe R.

Zum Abstellen des Motors streckt man den rechten Arm aus und fasst unter das Armaturenbrett. Dort ertastet man einen kleinen Knopf, den man herauszieht. Der Motor bekommt keinen Kraftstoff mehr und stirbt ab. Gelingt das nicht, ist entweder der Handgashebel nicht vollständig zurückgestellt oder der Fuß steht noch auf oder über dem Gaspedal.